Während der April als frühjährlicher Bruder vom September oft sehr grob daher kommt, so begegnet uns der neunte Monat des Jahres meist recht sanft. Überfällt uns der April gelegentlich noch mit Schneeschauern und Hagelknallerei, so nimmt uns der September freundlich an die Hand, um zu einem gemeinsamen Spaziergang einzuladen.
Im Rückblick auf die Wochen, die nun unmittelbar hinter uns liegen, ist jetzt das Licht bei weitem nicht mehr so angriffslustig. Die Sommer-Sonne sandte ihre brutal blendenden Strahlen aus und verbrannte Wald und Wiese. Inzwischen hat sich das Licht beruhigt und wickelt uns wohltuend in orangefarbene Mullbinden. Endlich schlägt einem die Temperatur nicht mehr rechts und links Ohrfeigen ins Gesicht, sondern ummantelt angenehm den ganzen Körper.
Saftig lockt die Ernte zuletzt gereifter Früchte, die von der Hand in den Mund am besten zu genießen ist. Doch auch der September kann andere Saiten aufziehen: Dann legt sich der Wind kräftig ins Zeug. Rüttelt und schüttelt die Bäume mitsamt dem bleichen Laub, klatscht die Fahne an ihren schwankenden Mast und hinterlässt Regentropfenspuren an den frisch geputzten Fensterscheiben.
Eine Ahnung von Herbst und dem, was danach kommt, überschattet langsam das Land … Aber immer noch scheint uns dieser September liebevoll zu streicheln: Er ist die Ruhe vor dem großen Sturm; Sanftmut vor Unbarmherzigkeit; das letzte Licht vor der unendlichen Dunkelheit. So fühlt es sich an.
Der September ist wie ein Sterbebegleiter, der uns den Abschied vom heißblütigen Sommer erleichtern kann und der uns die Furcht vor der Winterstarre nimmt. So ist der September. Mein guter Freund!
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