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Über den Dächern

Ausgebrochen aus der Zange zwischen Grundschulgebäude und KASCH-Bunker einerseits sowie dem Tatütataa vom Roten Kreuz und dem Blablabla der Studenten andererseits, fühle ich mich nun befreit. Und das, obwohl sich in Selhof die Häuser unübersichtlich ineinander schmiegen und die engen Straßen beinahe ein wildes Labyrinth bilden.

Traditionelle Fachwerkhäuser winden sich ums Eck und die schmalen Gassen fügen sich dem Verlauf der Häuserzeilen. Jeder, der hier zum ersten Mal entlang geht, muss sich zwangsläufig verirren. Und niemand, der hier nur zufällig entlang spaziert, kann erahnen, welche Schätze in diesem Ortsteil verborgen sind. Zwar unternimmt man in der City mal spontan einen kurzen oder längeren Ausflug zum nächst gelegenen Lokal. Und beinahe alle Lokale sind dort nächstgelegen!

In Selhof bleibt man lieber zu Hause. Es ist also ein bisschen abgelegen, aber so schön hier! Durch die geöffneten Fenster und über die Dachterrasse dringen fröhliche Kinder-Rufe: „Opa, komm‘ mal!“ – „Mama, darf ich zu den Kaninchen?“ – „Ich möchte Schoko-Kekse!“ – Und wenn ich einen Blick aus dem Fenster werfe oder auf der Terrasse stehe und lausche, erlebe ich, wie wohltuend lebendig meine Nachbarschaft ist.

Nachts ist es ebenso wohltuend, nämlich still. So still, dass ich endlich wieder schlafen kann! Wenn ich – egal zu welcher Tageszeit – auf der Terrasse sitze und über die Dächer schaue, sehe ich ALLES: Den blauen oder grauen Himmel, den mit weißen Wolken gesprenkelten Himmel oder den tieft schwarzen und sternklaren Himmel. Ich blicke ihm mit weit aufgerissenen Augen entgegen.

Und immer sind da die unzähligen Dächer mit zahlreichen Satellitenschüsseln sowie ein paar altertümlichen Antennen. Dort verbirgt sich Gemütlichkeit und Gemeinschaft. Und immer ist da auch der freie Blick in die Ferne … auf die Sieben Berge und die Phantasie von dem, was dahinter kommt …

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